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Hat Israel eine andere Wahl?

Martin Engelberg von Martin Engelberg
25. Juni 2014
in Archiv
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Von Martin Engelberg

Der jüngste Bericht der Internationalen Atomenergiebehöre (IAEA) spricht überraschend klare Worte. Der Iran ist dem Besitz einer Atombombe näher als bisher angenommen und könnte bereits im Sommer 2012 genügend spaltbares Material besitzen, um innerhalb kürzester Zeit eine Atombombe produzieren zu können. Dazu hat der Iran in den vergangen Jahren eine Raketentechnologie entwickelt, die den Abschuss von mit nuklearen Sprengsätzen bestückten Raketen nach Israel, aber auch bis in weite Teile Europas hinein ermöglicht.

Die Lehre Europas aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs mag „Nie wieder Krieg“ sein. Jene des jüdischen Volkes und Israels ist sicher eine andere, nämlich: Nie wieder ohne Gegenwehr in die Vernichtung zu gehen. Dazu kommt die Erkenntnis über den Umgang mit psychopathischen, verbrecherischen Regimen: Wer über Mord und Vernichtung spricht und sie anderen Menschen androht, muss ernst genommen werden. Egal ob es Hitler, Stalin, Pol Pot, die Roten Khmer, Saddam Hussein, ganz aktuell Syriens Assad oder eben das iranische Mullah-Regime ist.

Israel hat daher nie geduldet, dass Länder und Regime, die Israel mit der Vernichtung drohen, Atomwaffen entwickeln. So zerstörte die israelische Luftwaffe 1981 den Atomreaktor im Irak und 2007 jenen in Syrien.

Was hindert also Israel bisher daran, militärisch vorzugehen? Es sind mehrere Gründe: Die Distanz zwischen Israel und dem Iran beträgt über 1.500 km, dazwischen liegen arabische Länder, die zwar auch größtes Interesse daran haben, dass Iran nicht in den Besitz von Atomwaffen kommt, aber deren Unterstützung für eine militärische Operation erst gesichert werden muss. Zweitens sind die Atomproduktionsanlagen auf das ganze Land verteilt und zum Teil in tiefen, gesicherten Bunkern untergebracht, die nicht mit einem einzigen militärischen Schlag ausgeschaltet werden könnten. Ein militärisches Vorgehen ist daher nur gemeinsam mit den USA und mit der zumindest stillschweigenden Unterstützung arabischer Länder wie Saudi-Arabien möglich. Drittens besitzt der Iran bereits die Technologie zur Entwicklung von Atomwaffen und würde nach einem Angriff möglicherweise sehr bald wieder mit der neuerlichen Produktion beginnen. Viertens hat der Iran die Hizbollah im Libanon und die Hamas im Gazastreifen mit gewaltigen Mengen an Raketen versorgt, welche diese – aus unmittelbarer Nähe – auf Israel abzufeuern beginnen würden, sobald Israel den Iran angreift.

Weder die gegenwärtige noch jede sonstige Regierung Israels kann und wird jedoch zulassen, dass der Iran, insbesondere unter der Führung des derzeitigen Regimes in den Besitz von Atomwaffen gelangt und damit auch nur die Möglichkeit besäße, Israel und seine knapp 8 Millionen Bewohner, Juden sowie auch Araber – das scheint ja keine Rolle zu spielen – zu vernichten.

Noch gelingt es Israel immer wieder, das iranische Atomprogramm zu verzögern. Gerade in den letzten Wochen wurde wieder erfolgreich ein Computervirus eingeschleust und der Leiter des iranischen Raketenprogramms starb bei einer Bombenexplosion. Die einzige Hoffnung besteht derzeit in einem Regimewechsel im Iran. Ansonsten aber nähert sich unaufhaltsam der Tag, an dem Israel losschlagen wird. Danach ist sowohl mit Vergeltungsschlägen des Irans als auch seiner Satelliten im Libanon und Gazastreifen zu rechnen, wonach wieder Länder wie Saudi- Arabien und die Golf-Staaten sowie Israel zur Verteidigung ihrer Bevölkerung, zum militärischen Eingreifen gezwungen wären. Dies wäre dann der Beginn eines veritablen regionalen Krieges mit Auswirkungen auf die gesamte Welt.

Martin Engelberg

Martin Engelberg

ist Psychoanalytiker, Consultant und Coach, geschäftsführender Gesellschafter der Vienna Consulting Group, Abgeordneter zum Nationalrat, Präsident der Sigmund-Freud-Gesellschaft, Mitbegründer, langjähriger Herausgeber (bis 2017) und Autor von NU.

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