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Deutsch-jiddische Ortstafeln

Erwin Javor von Erwin Javor
1. Juli 2014
in Archiv
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Der Zwiekommentar von Peter Menasse und Erwin Javor

Menasse:Wir sollten den Haider noch mehr unter Druck setzen.

Javor: Wenn du meinst, dass das noch notwendig ist, dann bitte. Aber wie machen wir das?

Menasse: Wir fordern zweisprachige Ortstafeln im gesamten Bundesgebiet, und zwar deutsch-jiddisch. Javor: Fabelhaft, aber dann müssen wir für Kärnten in Solidarität mit den Slowenen dreisprachige Tafeln verlangen. Deutsch, slowenisch und jiddisch. Also zum Beispiel Klagenfurt/Celovec/Krechznfurt. Das schöne Krechznfurt am Werterjam.

Menasse: Find ich toll. Jetzt will ach Völkermarkt.

Javor: Was willst du? Villach oder Völkermarkt?

Menasse: Will ach Villach, will ach Villach. Völkermarkt will ach.

Javor: Na das hieße dann Völkermarkt/Velikovec/Gojimmarekt.

Menasse: Das ist schon ganz gut, aber wir sollten diese Idee auf ganz Österreich ausweiten. Stell dir das nur vor: Überall Geschäfte im Land, wo Billa/Mezzie draufsteht.

Javor: Und an Ortstafeln fällt mir gleich noch ein: Radstadt/Ezzesstädtele, Freudenau/Nachessau, Ramsau/Ramchasser oder Hochosterwitz/Hojchpessachwitz.

Menasse: Schön ist auch: Deutsch Brod/Dejtsch Mazzes.

Javor: Oder Altaussee/Jungaussee.

Menasse: Also, das ist aber jetzt nicht jiddisch „Jungaussee?“

Javor: Nicht wirklich, aber wir Juden sagen doch zu niemanden, er schaut alt aus. Wir sind da viel charmanter und loben Stadt und Leute.

Menasse: Na gut, aber für alle Orte in Österreich wird uns eine jiddische Übersetzung nicht gelingen. Was machen wir zum Beispiel mit Kukmirn, Gramatneusiedl oder Attnang-Puchheim?

Javor: Überall wollen wir uns ja auch nicht einmischen. Braunau am Inn darf gerne einsprachig bleiben.

Menasse: Apropos, wie hieße denn eigentlich Burschenschaft auf Jiddisch?

Javor: Burschen heißen Jungatsch. Und Schaft heißt Schaft, wie sollte es denn sonst heißen. Also Jungatschschaft.

Menasse: A Wort wie a Gedicht. Das sollten die Burschenschafter in Ehren halten, immerhin ist Jiddisch ja eine mittelhochdeutsche Sprache.

Javor: Und wie finanzieren wir die flächendeckende Aufstellung von zweisprachigen Ortstafeln in ganz Österreich?

Menasse: Da habe ich eine Idee. Wir beantragen, dass Parteien mit demselben Programm und nur unterschiedlichen Gallionsfiguren bei den kommenden Wahlen auf einem Plakat gemeinsam werben müssen. Also so was wie dreisprachige Plakate für Populisten: Haider – Strache – Martin. Das spart enorm.

Javor: Oder Schüssel – Gusenbauer – Van der Bellen. Ganz nach dem Motto: „Es is eh olles ans.“ Weil in Wirklichkeit regieren hierzulande ohnehin die Herren Konrad und Dichand. Und die brauchen ja bekanntlich nicht plakatieren.

Menasse: Ach, bist du wieder defätistisch. Herr Ober, bringen Sie mir eine Rebbacherole.

Javor: Was soll das sein?

Menasse: No, a Profiterole. Und geben Sie mir einen kleinen Mokka dazu, mit ganz viel Zucker. Das Leben ist bitter genug. Anregungen für weitere zweisprachige Ortstafeln (deutsch-jiddisch) bitte an office@nunu.at

 

* dajgezzen: sich auf hohem Niveau Sorgen machen; chochmezzen: alles so verkomplizieren, dass niemand – einschließlich einem selbst – sich mehr auskennt.

Erwin Javor

Erwin Javor

ist Unternehmer. Seine Firma Frankstahl ist das führende österreichische Stahlhandelsunternehmen. Der NU-Gründer und langjährige Herausgeber war Dajgezzen-Partner von Chefredakteur Peter Menasse. www.javor.at www.frankstahl.com

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